von tiemo » Dienstag 25. Juli 2017, 12:57
Hallo Schorsch!
Mit "von innen" meine ich von der Rückseite der Bleche. Das Auto ist so aufgebaut, dass die Bleche der Außenhaut an den Stößen nach hinten gefaltet und in dieser Faltung unsichtbar mit Punktschweißung verbunden sind. Hinter diesen Stößen sind in der Regel die Innenverstrebungen angebracht, sodass man auch von innen und wenn alle Verkleidungen weg sind, nicht unmittelbar daraufschauen kann. Außerdem kommt hier auch der Lack nicht so gut hin, und da beginnt der Rost sein "Handwerk".
Das besteht darin, dass an kleinen Stellen auf dieser Blechrückseite punktförmig der Rost beginnt. Von dem Punkt aus arbeitet er sich in die Tiefe, außerdem hebt er am Rand des Punktes den Lack ab, was die blanke Metalloberfläche vergrößert. Wenn er sich weit genug in die Tiefe gearbeitet hat, erreicht er die sichtbare Lackschicht auf der Außenseite, und weil sich beim Rostvorgang das Volumen vergrößert (Rost hat eine größere Masse als das umgewandelte Eisen darin, außerdem eine geringere Dichte), drückt er die bekannten "Blasen" in den Lack. Das bedeutet, dass hier das Blech schon von innen her punktuell durchgerostet ist, bevor man überhaupt was sehen kann.
Wenn man nun von außen die Blasen abschleift und den Lack saniert, so existieren immer noch die Poren quer durch das Blech von innen nach außen und werden den neuen Lack auch innerhalb kurzer Zeit (1...2 Jahre) wieder zerstören. Das meinte ich.
Bei den Stößen an den Blechkanten kommt noch hinzu, dass dieser Spalt von außen mit einer Karosseriedichtmasse zugeschmiert und dann überlackiert wird. Diese Masse verhärtet im Lauf der Zeit, außerdem kann hier auch oft von hinten (also innen) Kondenswasser in den Spalt dringen. Von hinten wird er nämlich nicht versiegelt, und beim Lackieren kommt da auch kein Lack hin, denn der Spalt ist zu eng. Nun beginnt auch in diesem Spalt der Rost und vergrößert das Volumen. Dadurch wird der Spalt aufgedrückt, die Dichtmasse reißt und der Rost kann nach außen "blühen". Das ist, was man an deinem LT selbst auf den kleinen Bildern beobachten kann.
Das fiese ist, dass man von innen reparieren müsste. Dort sind aber die ganzen Einbauten und Verkleidungen vor der Baustelle, außerdem ist sie nochmals von der Innenverstrebung verdeckt. Das macht die Reparatur aufwendig und schwierig. Von außen immer wieder reparieren bringt nur eine zeitweise bessere Optik, irgendwann ist von innen neben dem Falz so viel Material abgetragen, dass die beiden Bleche nicht mehr miteinander verbunden sind und "auseinander rosten". Das ist der Punkt, wo die Dichtigkeit der Karosserie gegen giftige Abgase und die Festigkeit nicht mehr gegeben sind und der TÜV dann "Nein!" sagt und sehr aufwendige Schweißarbeiten notwendig sind, um das Auto zu erhalten.
Wenn man es besser machen will, muss man da richtig Aufwand reinstecken und vor allem die richtigen Maßnahmen treffen. ZB. beim "Rostschutzdepot" gibt es dafür sehr gut gemachte Anleitungen als PDFs zum Ansehen / Runterladen.
Der allererste Schritt ist übrigens das Entfernen jahrealter "Komposthaufen" in den Ecken und Taschen der Karosserie. Oft sind mehrere kg unter dem Fahrzeug verteilt. Sie enthalten Salz und Feuchtigkeit, trocknen selbst im Sommer nicht aus und schleifen mit ihren Sandkörnern und Steinchen bei jeder Karosseriebewegung am Lack. Wenn man an den Rändern unter dem LT liegt, kann man da von unten hineinschauen, und diese Dreckhaufen liegen meist um die von außen sichtbaren, senkrechten Falze, weil da unten die Außenhaut und die Verstrebungen zusammentreffen und ein Ablage bilden. Daher erscheinen an den Stellen auch immer zuerst die bekannten Rostblasen. Also den Kompost entfernen, ausspritzen (damit das Salz mit ausgewaschen wird), entrosten und mit dem Pinsel (damit die Farbe gut in die Rostporen "eingeknetet" wird) mit einer rosttoleranten Rostschutzfarbe sanieren. Dann noch mit einem dauerflüssigen Fett schützen. Als rosttolerante Farbe haben sich zuerst Owatrol, ein Leinölfirnis, der lange flüssig bleibt und daher ziemlich weit "kriecht", bevor er durch die Trocknung fixiert wird, Brantho Korrux und anschließend ein Fett wie Mike Sanders, PX11 oder FluidFilm bewährt. Rosttolerant bedeutet, dass die Farbe nicht wie Acryllack von der Chemie des Rostes selbst angegriffen und zersetzt wird und Rost unterwandern und fixieren kann. Denn eine völlige Rostfreiheit kann man nicht erreichen, weil man nicht in die Poren und Spalten hinein kommt.
Gruß,
Tiemo