Hallo Ultra!
ULTRA hat geschrieben:eigentlich simples Thema, Lenkrad abschrauebn und neu aufsetzen, fertig, so ist's zumindest bei der Verwandschaft.
Das ist beim LT anders. Und zwar deswegen, weil eben nicht nur das Lenkrad, sondern auch das Lenkgetriebe eine besondere Mittelstellung hat: Nur da ist das Lenkgetriebe spielarm.
Es muss also das Lenkgetriebe in seine Mittelstellung gedreht werden, wo es am wenigsten Spiel hat, wo normalerweise auch die Markierung der Abdeckkappe mit der des Gehäuses fluchtet und die etwa in der Mitte der beiden maximalen Lenkausschläge liegt, es sei denn, alles ist fürchterlich verstellt. In dieser Stellung kann man das Lenkrad dann, wenn es nicht gerade steht, demontieren und gerade wieder aufsetzen, ohne dabei das Lenkgetriebe zu verdrehen.
Steht es dann in Geradeausfahrt schräg, so muss man es durch Verstellen der Lenkschubstange justieren, also der Stange, die den Hebel des Lenkgetriebes mit dem Hebel des Umlenkhebels verbindet.
Zuvor muss jedoch, wie Martin bemerkte, an der Lenkung Nachlauf, Sturz und Spur (in dieser Reihenfolge) schon stimmen, weil sich die Einstellwerte gegenseitig beeinflussen.
ULTRA hat geschrieben:Im Zuge meiner Erneuerungen (Spurstangen, Trag und Führungsgelenke, Federn)
muss es ja aber ne Ursache haben warum es schief stand
Die Ursache dafür ist ganz einfach, dass sich durch den Verschleiß in den Achsgelenken Nachlauf und Sturz, und damit auch die Spur, verändert haben. Weil die aber immer VORHER eingestellt werden müssen, bevor man an der Lenkschubstange herumdreht, stimmt die Geradeauseinstellung von Lenkgetriebe und Lenker dann oft nicht mehr. Wird der Lenker dann wieder gerade gesetzt, steht er spätestens nach dem Austausch der Komponenten und der Einstellung der Achsgeometrie wieder nicht mehr gerade.
Manche Werkstätten verstehen das Prinzip nicht und drehen an allen möglichen Dingen herum, und am Schluss erzählen sie einem noch, dass das Lenkgetriebe defekt sei, weil es in Geradeausstellung zu viel Spiel habe, dass sich nicht wegstellen lasse, ohne dass es dann beim Einschlagen der Lenkung klemmt.
Nocheinmal: Lenker und Lenkgetriebe müssen auf gemeinsame Geradeausstellung justiert sein, durch richtiges Montieren des Lenkers, wenn das Lenkgetriebe auf "geradeaus" steht. Diesen Punkt findet man am sichersten, wenn man die Lenkschubstange am Lenkgetriebe abnimmt und das Getriebe um den Geradeauspunkt bewegt. Die Stellung, in der man am Hebel des Lenkgetriebes minimales oder kein Spiel fühlen kann, ist die Geradeausstellung des Lenkgetriebes, diese hat zunächst einmal ÜBERHAUPTNICHTS mit den Einstellungen an der Vorderachse zu tun.
VORSICHT: Ich habe es schon erlebt, dass der Hebel lose auf der Vielzahnwelle des Getriebes saß und dieses dadurch vermeintliches Spiel hatte. Anziehen der Klemm-Mutter hat den Zustand dann behoben. Wenn das Getriebe dennoch in seiner Minimalstellung noch zu viel Spiel hat, kann man versuchen, wie in dem Artikel beschrieben, dieses weg zu stellen, mit Hilfe der seitlichen Verkonterung. Allerdings muss das Lenkgetriebe in allen Stellungen leichtgängig bleiben dabei. Klemmt es in irgendweiner einer Stellung, ist es entweder trocken, defekt oder man hat etwas falsch gemacht.
Danach kann man die Lenkschubstange wieder am Hebel montieren und die Einstellungen Nachlauf, Sturz und Spur (in dieser Reihenfolge) in Geradeausstellung DER RÄDER machen. Wenn das Lenkrad dabei schief steht, macht das an der Stelle noch nichts, Hauptsache, die Räder sind in Geradeausstellung.
Die (Gesamt-)Spur wird dabei nur auf der Fahrerseite eingestellt, also im Gegensatz zB. zu Zahnstangenlenkungen asymmetrisch. Daher verdreht sich dabei auch die Lenkermittelstellung, aber wie gesagt, das macht im Moment noch nichts.
Wenn das nun alles stimmt, kann man als letzte Maßnahme durch VERSTELLEN DER LENKSCHUBSTANGE den Lenker wieder gerade bekommen. Es gibt da verschiedene Typen der Lenkschubstange, mit einem Verstellgewinde und mit zweien. Die mit einem muss man immer erst auf einer Seite abdrücken, um sie zu verstellen. Die mit zwei Verstellgewinden haben ein Links- und ein Rechtsgewinde, so dass man nach Lösen der Klemmung die Stange einfach verdrehen kann, bis der Lenker gerade steht. Das ist nicht nur wesentlich bequemer, sondern man kann bei Verschleiß auch die beiden Gelenkköpfe einzeln wechseln.
Die Lenkung des LT ist ziemlich kompliziert und fast jedes Teil, das Spiel hat, trägt zum Lenkspiel bei. Daher kann Lenkspiel vom Kreuzgelenk/Hardyscheibe an der Lenksäule, dem Lenkgetriebe, der Befestigung des Hebels am Lenkgetriebe "Lenkrollenwellenhebel", den Gelenken der Lenkschubstange, dem Umlenkhebel am Längsträger, allen Gelenken jeder der drei Spurstangen und auch noch aus den 4 Achslagern oder einer Dejustage der Lenkgetriebemittelstellung kommen. Dabei ist Spiel im eigentlichen Lenkgetriebe nicht die wahrscheinlichste Ursache, sondern eher ausgeschlagene Achsgelenke und ausgeschlagene Lenkschubstangen/Spurstangen. Deswegen sollte man erst alle diese Gelenke "abfühlen", bevor man am Lenkgetriebe herumschraubt.
Gruß,
Tiemo