Hallo Paul!
Sir Paul hat geschrieben:Wie schon beschrieben gibt es bis jetzt noch keine Motorprobleme wie z.B. Überhitzung. Ich würde gerne vorsorglich (Klein)Teile tauschen die bei Ausfall zu Problemen führen. Gibt es typische (Klein)Teile die in dieser Altersklasse (+/- 20Jahre) gerne den Geist aufgeben??
In deinem Fall würde ich sagen: "Never change a running system", also Finger weg von einem perfekt funktionierenden LT. Du kannst eigentlich nur was kaputt machen. Allgemein gilt, dass vor allem Gummi- und Kunststoffteile irgendwann den Geist aufgeben. Das sind am Motor diverse Wellendichtungen, Ventildeckeldichtung, Ölwannendichtung, das Kühlwasser-Vorratsgefäß und Schläuche, vor allem des Kraftstoffsystems. Am Getriebe ebenfalls Wellendichtungen (die Deckeldichtungen gibt es meines Wissens eh nicht mehr) und Führungshülse, Faltenbalg und Schaltkugel am Schaltgestänge. Am Kardan würde ich den beweglichen Teilen eine Fettschicht verpassen und diese järhlich erneuern, damit Schmutz erst garkeine Chance hat, einzudringen. Dennoch würde ich keins der Teile einfach auf Verdacht wechseln, es sei denn, der Bus muss die nächsten 2 Jahre irgendwo in der Wüste auf jeden Fall verfügbar sein oder so...
Aber: Ich würde mir das eine oder andere Teil hinlegen, wenn der Platz und das Geld dafür da sind. Es steht nämlich zu befürchten, dass diese nicht mehr erhältlich sein könnten, wenn dann plötzlich doch Bedarf besteht.
Z.B. einen Kühlmittel-Vorratsbehälter, einen Waschwasser-Vorratsbehälter, Kühlmittel-Schläuche. Andere Kleinteile hat man sowieso am besten vorrätig, damit man im Falle eines Falles mal eben nachbessern kann: Sicherungen, einen Thermostaten mit Dichtring, einige Meter Schlauch der verbauten Größen (Stichwort Lecköl-Leitungen)
Bei einer Laufleistung von weniger als 200tkm ist auch hinsichtlich der Lichtmaschine noch nichts zu erwarten. Deren Kohlen sind halt irgendwann abgelaufen, die Lager hinüber. Dasselbe gilt für die Lüftung. Die Elektromotoren sollte man sich dann so bei 200tkm mal vorsorglich vornehmen, die Gleitlager neu schmieren. Am Lenkstockschalter, der recht offen aufgebaut ist, kann man mit Pinsel oder Bürste den Staub rauskehren, das dankt er mit niedrigeren Übergangswiderständen. Am Hupenring kann man den Abrieb entfernen (dazu muss der Lenker runter). Sowieso kann es sich lohnen, in der Gegend der Zentralelektrik mal Kontaktpflege zu betreiben. Original sind alle Steckverbindungen einfach trocken zusammen gesteckt, im Laufe der Jahre kommt es durch Kondenswassereinfluss selbst bei einem dichten LT aber gerne mal zu Korrosion. Man muss damit nicht warten, bis es heiß wird und schmort. Prävention hätte schon manche monatelange LT-Leidensgeschichte verhindern können, vor allem angesichts der knapper werdenden Ersatzteil-Ressourcen.
Irgendwann sind dann halt auch mal die Gummiteile im Fahrwerk rissig und spröde. Was man da mit Pflege erreichen kann, weiß ich nicht recht, aber Zugstrebengummies, Traggelenke und andere Verschleißteile könnte man sich auch besorgen und hinlegen, dann sind sie bei Bedarf da. In dieser Hinsicht wird dein LT aber vermutlich auch noch gut da stehen.
Die Abgasanlage ist ein weiteres System, das eine beschränkte Lebensdauer hat, hier wäre auch ein Auge drauf zu werfen.
Sir Paul hat geschrieben:Ist das Problem mit der Elektrolyse auch bei meiner Laufleistung zu erwarten? Oder eher vom Alter des Fahrzeugs abhängig?
Wird mit dem entsprechenden Kühlwasser-Zusatz die Elektrolyse nicht verhindert/verringert?
Dass die Kühlereigenschaften schlechter werden, kommt mit dem Alter natürlich langsam, aber nicht schon bei nur 20 Jahren. Du siehst das völlig richtig, die Kühlmittel-Zusätze verhindern das recht wirkungsvoll, jedenfalls, wenn sie turnusmäßig erneuert werden. Sie können das auch nur verhindern, nicht rückgängig machen, Schäden summieren sich im Lauf der Zeit. Sehr schnell entsteht ein Schaden, wenn mal was mit dem Motor ist und dann einfach Wasser nachgefüllt wird, es dauert dann nur Wochen. Dann mutiert der Kühler innerlich zur Tropfsteinhöhle und das ganze System ist mit einer Rostschlamm-Schicht versehen. Einen neuen Kühler würde ich mir auch höchstens als Ersatzteil hinlegen. Murphy´s Gesetz besagt nämlich, dass einem drei Tage, nachdem man das noch funktionsfähige Altteil nach dem Austausch entsorgt hat, da ein Stein rein fliegt. Es besagt außerdem, dass Teile, die man "auf Halde" liegen hat, seltener ausfallen. Zumindest muss man sich dann weniger Gedanken machen...
An deiner Stelle würde ich die Stellen mit beginnendem Rost angehen, den Unterboden behandeln, mich etwas der Pflege der wenigen Kunststoff- und Gummiteile (auch Türdichtungen und so) widmen. Ständige Wartungspunkte sind ja zB. auch die Lager der Schiebetüre und Türscharniere und Feststeller, das Schaltgestänge, Schließzylinder und die Scharniere der Pedalerie. Mit einem ordentlichen Fettkragen dran sind die meisten dieser Teile sehr langlebig und Korrosion hat auch keine Chance.
Zu der Qualität der Teile muss ich sagen, dass ich den Eindruck habe, dass "früher alles besser" war. Wechselt man heute ein eigentlich noch funktionierendes Originalteil gegen was neues, kann es passieren, dass das Neuteil schneller defekt wird als es das schon "angenutzte" Originalteil geworden wäre. Insofern tut man sich bei einem vorsorglichen Austausch unter Umständen nichts Gutes.
Gruß,
Tiemo