Zündzeitpunkt/winkel einstellen

[Moaddin]

Hi

Hat jemand Erfahrung beim Zündzeitpunkt und Zündwinkel einstellen? Fahren einen LT35 Bj.1981 55KW mit CH Motor.

Haben folgendes Problem:
laut Mechaniker soll der Zündwinkel zwischen 57 und 63° sein...wenn dieser jedoch in dem Bereich liegt haben wir keine Leistung mehr und werden im 4. Gang immer langsamer. Sobald der Winkel auf über 90° ist, läuft alles super! Der Mechaniker meint, dass der große Öffnungsweg zu einem größeren Verschleiß des Zündunterbrechers führt.

Die Prognose des Mechanikers ist, dass die Welle des Zündverteilers eventuell verbogen ist und wir das Ding tauschen sollten. Was meint ihr dazu?

lg aus NÖ
Martin

[Boxerspezi]

Hallo Moaddin,
dein Mechaniker scheint ein typischer "laptop-Mechaniker"zu sein, mit anderen Worten, er hat keine Ahnung wie eine Unterbrecherzündung funktioniert und wie sie eingestellt wird. Also erkläre ich es dir jetzt: mit dem Schließwinkelmessgerät den korrekten Wert einstellen. Dann mit einem Stroboskop die Zuendzeitpunktmarke auf der Riemenscheibe vorn anblitzen, oder nach Altvätersitte den Zuendzeitpunkt mit Prüflampe einstellen. Aber bleiben wir beim Stroboskop. Der Motor läuft. Ist jetzt die Zuendzeitmarke auf der Riemenscheibe in Motordrehrichtung nach der Gehäusemarke im Stroboskopblitz zu sehen, ist die Zuendung zu spät. Jetzt den Verteiler gegen den Uhrzeigersinn( es ist ein deutscher Motor!) langsam drehen. Im Stroboskopblitz wandert jetzt die Zuendzeitpunktmarke Richtung Gehäusemarke. Stehen sich jetzt beide Marken gegenüber stimmt jetzt die Zuendung im Standgas. Ist die Zuendzeitmarke vor der Einstellung vor der Gehäusemarke ist die Zuendung zu früh. Dann den Verteiler langsam rechts drehen. Alle Unterdruckschläuche sind vom Verteiler vorher abgezogen. Jetzt mal leicht gasgeben, man sieht jetzt die Marke auf der Riemenscheibe im Blitz gegen die Drehrichtung wandern... der Fliehkraftversteller arbeitet. Jetzt alle Schläuche wieder richtig am Verteiler anschließen.
So jetzt kommt die Methode mit Prüflampe: Die Kurbelwelle solange drehen, bis der 1. Zylinder in Zuend-OT steht. Dafür gibt es Marken auf der Riemenscheibe und am Gehäuse. jetzt die Kurbelwelle gegen ihre Drehrichtung soweit drehen, daß die Zuendmarke auf der Riemenscheibe in Deckung mit der Gehäusemarke steht. jetzt ein kleines Stückchen weiter gegen die Drehrichtung drehen. jetzt wieder die Kurbelwelle in Drehrichtung drehen bis die Zuendmarke wieder in Deckung mit der Gehäusemarke steht. jetzt eine 12V Prüflampe am Kabelschuh anklemmen, deren angeschlossene leitung zum Verteiler geht. Prüflampe auf Masse legen. Leuchtet jetzt die Prüflampe nicht, den Verteiler linksherum langsam drehen, bis Lampe gerade aufleuchtet. Verteiler festziehen. Leuchtet die Prüflampe beim ersten Mal anklemmen, den Verteiler rechtsherum drehen, bis Lampe ausgeht, dann den Verteiler wieder linksrum langsam drehen bis lampe wieder gerade aufleuchtet, Verteiler festziehen. Jetzt rennt dein Motor wie er soll.
Diese Beschreibung deinem Mechaniker geben.

Gruß
Boxerspezi

[Moaddin]

Danke für die ausführliche Beschreibung

Folgendes verstehe ich noch nicht ganz...und zwar wie weit der Zündkontakt auf machen soll also quasi welchen Wert man da einstellen soll...

Ansonsten hat er es auf beide Arten wie von dir beschrieben versucht, bis auf die Unterdruckschläuche, die sind oben geblieben

Im Standgas funktioniert alles super auch gas geben kein Problem...nur dann beim fahren - und vor allem beim bergauf fahren - geht gar nichts mehr weiter...gelegentlich hört man ein "schießen" wie bei einem Druckausgleich, welches meiner Meinung nach aus dem Vergaser kommt. Es gibt keinen gleichmäßigen Schub (also es wird stoßartig beschleunigt)

[Boxerspezi]

hallo Martin,
der Kontaktabstand soll zwischen 0,35 und 0,4mm liegen. Wenn aber über das Schliesswinkelmessgerät der korrekte Wert eingestellt ist, stimmt auch der Kontaktabstand.
Gruß
Boxerspezi

[erazer13]

Ich habe gerade überlegt ob ich das hier eigentlich Schreiben soll aber nach "jahrelanger Erfahrung" und super Abgaswerten bei den ältesten "Büxen" gebe ich meinen Senf dazu.

Ich verdrehe die Zündung von Hand auf Gehör.
Bis der Motor die höchste Drehzahl hat. Der Zündzeitpunkt ist im Standgas dann eigentlich auf Null.
Da der Motor aber ein wenig Vorzündung braucht drehe ich dann einfach ein stück zurück.
Bei einem alten E30er Bmw natürlich ein wenig mehr wie beim LT.
Hatte damit immer die besten Werte.

Irgendwie .. komischerweise ... unverständlicher Weise ... nicht begreifabr.... passierte mir genau dasselbe wie dir.
Von einem "KFZ-Profi" einstellen lassen und die Werte waren total mies. Habe es bei meinem alten Mazda mit dem (KFZ) Kollegen auch mit einer Pistole versucht.
Herausgekommen ist ein schlecht laufender Motor. Ich habe dann gleich wieder auf Gehör eingestellt und so läuft er jetzt seit Jahren.

WICHTIG: Beim Unterbrecher gehört natürlich zuerst der Abstand korrekt eingestellt.

ACHTUNG: Es gibt zwei Benziner Motoren... mit verschiedenen Einstellwerten:

Zündzeitpunkt (Motorentemperatur mind. 300)
Kennbuchstabe Zündzeitpunkt Drehzahl (1/Min.) Bemerkung
CH/CL 5 +- 10 vor OT 900 +-50 Unterdruckschlauch abgezogen
DL 7,5 +- 10 vor OT 800 +-50 Unterdruckschlauch abgezogen

Schließwinkel:
Motor Einstellmaß Verschleißmaß
4 Zyl.-Benzinmotor 47 +-30 (53+-3%) 42....580(47....64%)
6 Zyl.-Benzinmotor 38 +-30 (63+-5%) 33....490(55....81%)

Beim DV Motor ist OT= eine 0 mit Strich darunter auf der Schwungscheibe

Zündkerzen (Elektrodenastand 0,6-0,8mm)

CH,CL Bosch W6D/W6DC,Beru 14-6D/rs-37,Champion N7Y
DL Bosch W7D,Beru 14-7D,Champion N8Y

PS: Könntest auch auf eine Transitor-Zündung umbauen Modell: PER-1847 V passt

mfg - Martin