Hallo zusammen,
in der LT 4x4 Gruppe bei Facebook hatte ich den Link schon vor einiger Zeit gepostet. Heute komme ich endlich dazu dies auch hier zu tun und ein paar begleitende Worte zu schreiben.
Wem beim Namen Iran gleich Schurkenstaat oder Terror in den Sinn kommt, sollte recht bald mal über eine Reise in den Iran nachdenken und ich bin überzeugt er wird mit einer anderen Meinung heimkehren.
Aber hier erstmal der Link zu den Bildern:
https://flic.kr/s/aHsmb5yM8YMeine Einreise erfolgte von der Türkei aus. Die Einreise verlief problemlos, innerhalb weniger Stunden waren alle Formalitäten erledigt und ich im Land. „Welcome to Iran“ Dieser Spruch den ich als erstes vom Zöllner, der das schwere Metalltor, das die beiden Länder trennt, zur Seite schob, gehört hatte sollte mich noch täglich auf meinem Trip durch Iran begleiten.
Wichtig ist dass man für seine LT ein Carnet de Passage hat welches es über den ADAC gibt.
Mein erster Stop nicht weit nach der Grenze war das Armenische St. Thaddäus Kloster. Da fährt man den ganzen Weg in die Islamische Republik und schaut ein Kloster an.
Aber auch im Iran gibt es ein paar Christen, zwar nur sehr wenige, aber ihre Klöster und Kirchen haben auch die Revolution überdauert. Malerisch in den Bergen ist das Kloster auf jeden Fall einen Besuch wert.
Die erste Großstadt im Iran die ich besucht habe war Tabriz. Ich habe ich den örtlichen Campingplatz angesteuert und war positiv überrascht. Kostenloses Camping so lange man möchte, U-Bahn 150m die Straße runter, heiße Duschen, was will man mehr. Die Iraner campen auf dem Asphalt
Die Stadt zeigte sich dann deutlich moderner als ich Iran in Erinnerung hatte. Die U-Bahn, nagelneu und super Sauber. Shoppingmalls mit allen erdenklichen Produkten in der Stadt.
Doch auf dem Bazar laufen die Dinge wie eh und je. Die Teppichhändler feilschen mit den Kunden um den Preis, der Dattelverkäufer preist seine Produkte an. Durch die Gänge schieben sich die Kunden und die Mitarbeiter mit ihren Handkarren. Das sind schöne Erlebnisse und Fotomotive an jeder Ecke.
Vor meiner Weiterreise durfte eine Fahrt mit der neuen Gondelbahn auf den Hausberg nicht fehlen. Auch hier bin ich wieder überrascht, die österreichische Firma Doppelmayr hat hier eine sehr moderne Bahn wie sie auch überall in den Alpen zu finden ist gebaut.
Der Blick vom Berg ist dann leider durch den Smog getrübt, das ist dann der Nachteil des Fortschritts.
Also mache ich mich auf den Weg aus der Stadt in die Natur. Mein Ziel die Colorful Mountains. Nördlich von Tabriz liegt eine Bergkette die für ihre unterschiedlichen Farbtöne bekannt ist. Hier erlebte ich schon einen kleinen Vorgeschmack auf die Wüste. Große Weite und wunderschöne Natur.
Weiter geht die Fahrt in südöstliche Richtung nach Tacht-i Suleiman. Hier sind die Reste eines Zoroastischen Feuertempels. Wer sich jetzt frägt wer die Zoroastrier sind kann dies selbst mal googlen. Es gibt heute jedenfalls noch Leute die diesem Glauben angehören.
Ich habe den Tempel zwar schon einmal besucht, mir hat es damals aber so gut gefallen, dass ich mich dieses Mal wieder dazu entschloss einen Besuch hier einzulegen.
Auf über 2000m an einem Kratersee in den Bergen gelegen umgibt den Tempel bzw. deren Reste einen sehr schöne Atmosphäre. An schönen Campingmöglichkeiten mangelt es in den Bergen auch nicht, nur bin ich etwas über die Kälte verwundert. War in Tabriz nach T-Shirt Wetter, waren in den Bergen wieder Pulli und Mütze angesagt.
In der Umgebung des Tempels gibt es auch noch einige Vulkankrater die zu besichtigen sind. Die senkrechten Wände von zwei Kratern sind besonders imposant. In einem der Krater hat sich in 60m Tiefe nun ein See gebildet. Es ist sehr beeindruckend am Rand zu sitzen und in die Tiefe zu schauen.
Weiter geht die Fahrt über ein paar Pässe mit mehr als 2500m nach Teheran. Schon in den Randbezirken sehe ich viele neue Hochhäuser, teils noch im Bau und teils schon fertig gestellt. Die gesamt 20Millionen Einwohner die in der Stadt und im Umland leben, müssen schließlich irgendwo wohnen.
Gemeinsam mit einem Iranischen Freund geht es zum Wandern in die Berge. Teheran wird im Norden direkt von den Bergen begrenzt die bis 4000m hoch über der Stadt aufragen. Mit dem Taxi geht’s bis zu den letzten Häusern auf 1700m. Ab hier schlängelt sich der Weg an einem Fluss entlang und später steil einen Berghang hoch bis wir nach 4-5Stunden auf 3000m einen Pass erreichen. Ab hier geht es für 2 Stunden langsam abwärts bis zur Hütte auf 2600m in der wir die Nacht verbringen. Wie in den Alpen gibt es auch im Iran Berghütten die durch den lokalen Bergverein unterhalten werden. Die Nacht mit 10 Schnarchern im 10 Bett Zimmer auf einer Matratze die den Komfort eines Teppich hatte, war zwar nicht so gut, aber der Blick nach dem Aufstehen hoch auf die Gipfel oder runter auf die Stadt entschädigt für die Strapazen. Vor dem Abstieg in die Stadt steht heute noch ein 3350m hoher Gipfel an. Der Aufstieg ist noch leicht, aber der Abstieg von 3350m auf 1700m in die Stadt will nicht enden.
Mein nächstes Ziel ist die Maranjab Wüste nördlich von Kashan. Hier soll es schöne Sanddünen und einen Salzsee geben. Die Abkürzung zum See endet leider in einem Nebenarm des Salzsees. Es sind Fahrspuren über das Salz zu sehen also bin ich der Meinung dass dies auch mit Gertrude möglich ist. Die doch nach ein paar hundert Metern ist leider Schluss. Getrude ist durch die getrocknete Schicht eingebrochen und hängt bis auf die Achsen im Matsch. Im ersten Augenblick muss ich noch lachen über mich selbst… bei Salzseen muss man sehr vorsichtig sein, dass war mit bewusst und ich war so dumm und habe es trotzdem gewagt. Nach 2 Stunden schaufeln und Salz-Erde-Matsch verschmiert am ganzen Körper, denn unter das Auto kommt man nur auf dem Bauch liegend, war mir schon lange nicht mehr zu lachen zu Mute. Es war inzwischen Dunkel geworden und der LT saß immer noch tief im Dreck. Mit dem Wagenheber wird das Fahrzeug Stück für Stück angehoben und die Sandbleche unter die Reifen geschoben. Nach 3h sind die zwei Hinterreifen auf den Sandblechen und die Vorderreifen sowie Achsen freigeschaufelt. Zum Glück klappt es gleich beim ersten Versuch und Gertrude kommt frei. Vollgas rase ich rückwärts meine Spur entlang zurück. Nach 150m erreiche ich festen Untergrund und halte an. Jetzt muss ich nur noch das Equipment zum Auto tragen verpacken und kann mich endlich daran machen einen Schlafplatz abseits des Sees zu finden…das war ja ein holpriger Start in die Wüste.
Doch in den kommenden zwei Tagen werde ich dann mit wunderschöner Wüstenlandschaft belohnt. Berge in unterschiedlichsten Farbtönen und Sanddünen soweit das Auge reicht. Die Bilder sagen mehr als 1000 Worte.
Ein Pflichtprogramm eines jeden Iran Besuchs ist Esfahan auch Isfahan geschrieben. Neben der angeblich schönsten Moschee der Welt gibt es hier den Naghsh-e Jahan Platz im Stadtzentrum Rings um den Platz reihen sich die Moscheen, Paläste und der Bazar. Bei Nacht sind die Gebäude schön beleuchtet und der Besuch ein besonderes Erlebnis.
Ein weiterer Sehenswerter Stop ist die Stadt Yazd. Das gesamte historische Zentrum ist aus Lehmhäusern gebaut und wird von schönen Moscheen und Herrenhäusern verziert. Yazd ist auch das Tor zur Kavir Wüste, so türmen sich schon kurz hinter den letzten Häusern der Stadt die ersten Sanddünen auf.
Vor mir lag dann die Fahrt durch die Dasht-e Kavir Wüste nach Mashhad. 1000km Strecke unterbrochen von ein paar Oasen mit Tankstellen. Zum Glück sind die Iranischen Straßen gut ausgebaut, so dass die Strecke kein Problem darstellen sollte. Doch ich hatte den Plan ohne Gertrude (mein LT) gemacht. Unterwegs habe ich natürlich einen Abstecher in die Sanddünen gemacht. Ein Spielplatz für große Kinder. Leider war ich zu übermütig und habe mich mal wieder bis auf die Achsen im Sand eingegraben. Beim Freifahren (weil ich zu faul zum schaufeln war) hat sich dann Sand in die Dichtung des vorderen Differentials gedrückt und diese beschädigt. So musste ich zurück auf der Straße feststellen dass ich hier einiges an Öl verlor. Nicht beim Stehen sondern beim Fahren drückt das Öl an der kaputten Dichtung vorbei. Es lagen zu diesem Zeitpunkt noch 700km Wüstenstrecke vor mir. Alle 100km habe ich nun angehalten um nach dem Ölstand zu schauen und wenn notwendig nachzufüllen. Am Ende bin ich gut in Mashhad im Nordosten Irans angekommen. Einen Freund in Mashhad hatte ich von unterwegs aus schon nach einer Werkstatt gefragt und er meinte nur: „Komm erst mal an, ich bin Maschinenbauingenieur und meine 3 Brüder auch. Mein Vater war früher KFZ Mechaniker, wir bekommen das ohne Probleme repariert.“
Seine Zuversicht konnte ich nicht ganz teilen, aber es war tatsächlich ein passender Wellendichtring in der Stadt zu bekommen. Sogar so einfach, ich konnte es kaum glauben, das wäre selbst in Deutschland schwieriger bzw. nur übers Internet möglich gewesen. Hier zahlt es sich einfach aus, dass es eine ganze Straße oder Stadtviertel gibt die nur auf Autos und LKW spezialisiert sind. Hier findet sich jedes Geschäft von der Dichtung, über das Werkzeug bis hin zum ganzen Motor. In den Hinterhöfen unzählige Werkstätten.
Mit der Dichtung in der Hand stehen wir noch vor dem Geschäft auf der Straße als ein VW Bus T2 neben uns hält. Was wir hier machen will er wissen, ob wir Hilfe brauchen? Er sei der VW Spezialist der Stadt…. Glück muss man haben. In einer Stunde ist für wenige Euro die Dichtung und das Öl getauscht und es kann weiter gehen. Aber wie im Iran üblich endet das Ganze in einer Einladung zum Mittagessen.
Mashhad hat außer des Imam Reza Schreins eines Mausoleums des berühmten Imams Reza nicht so viel zu bieten. Aber das Mausoleum verschlägt mir die Sprache. Leider darf im Inneren nicht fotografiert werden, so empfehle ich euch selbst einen Besuch. Auf einer Grundfläche von fast 600000m^2 gibt es hier unzählige Innenhöfe und reich verzierte Räume. Die Wände und Decken quillen über vor Verzierungen mit Gold, Silber und Millionen von kleinen Spiegeln die in die Decken zu Mosaiken eingelassen sind. Mir bleibt der Mund offen stehen. Wenn man sich wie die Einheimischen verhält (man muss nicht gleich die Türen und Wände küssen, aber gläubig dahin schreiten) kann man auch den innersten Bereich zu Gesicht bekommen und sieht den Sarg vor den sich die Pilger niederwerfen und ihn küssen. Der Besuch des Schreins mit seinen tollen Verzierungen, der riesigen Größe und den Pilgern war ein einmaliges Erlebnis!
Bis zur Turkmenischen Grenze ist es jetzt nicht mehr so weit. Die letzte Nacht verbringe ich in der Shamkaahl Schlucht. Rechts und links erheben sich die senkrechten Felswände…. Ein wunderschöner und sehr außergewöhnlicher Platz für die Nacht.
Hier endet mein Reisebricht. Ich hoffe der ein oder andere hat auch bis zum Ende durchgehalten.
Ich kann jedem den Besuch Irans ans Herz legen. Macht euch selbst ein Bild von diesem schönen Land mit sehr freundlichen Menschen. Wartet nicht mehr so lang mit eurem Besuch. Die Touristenmassen schieben sich heute noch nicht durch Esfahan, aber es sind schon deutlich mehr Touristen im Land als noch vor 10 Jahren. Wartet nicht bis Esfahan zu Istanbul oder Barcelona geworden ist.
Hier im Bericht ist jetzt eine Auswahl der Bilder gezeigt. Unter dem oben genannten Link kommt ihr zum kompletten Flickr Album.
Grüße
Fabian