Hallo Moaddin!
Erst mal will ich sagen, dass der TÜV deinen LT schon rüde behandelt hat. In meinen Augen grenzt das an Sachbeschädigung. Um die Stellen, die er beklopft hat, sind allerdings Rostspuren zu erkennen. Das ist sicher rostiges Wasser, das aus dem Falz gedrungen ist und dann auf dem Lack kleben blieb. Im Falz (du hast es als "Rillen" bezeichnet) um das Radhaus arbeitet es also. Ihr habt da bei deiner Reparatur sicher von außen alles gut gemacht, aber nicht bedacht, dass das Wasser von innen in den Falz dringt. Dort rostet es dann, der Rost drängt die miteinander verpunkteten Blechflächen auseinander, bis der Lack reißt oder Blasen wirft und alles wieder sichtbar wird. Dort hätte man mit einem roststoppenden Mittel arbeiten müssen, am besten was dauerkriechfähiges und wasserabstoßendes wie Mike Sanders oder Fluidfilm o.ä. So wurde euer Werk von innen her wieder unterwandert und das Rostwasser hat sich seinen Weg nach draußen gebahnt.
Die Radkästen am LT rosten besonders gerne, weil man mit ihnen bevorzugt "aneckt" und dann nur von außen schönheitsrepariert wird, mit viel Spachtel und Lack, und von innen modert es dann. Außerdem sammelt sich in den unteren Bereichen auch gerne "Kompost" aus hochgespritztem Matsch mit Salz an, der die Korrosion begünstigt.
Der liebe Mechaniker hat vermutlich mit Bitumen gearbeitet. Das hat eine Firma auch mal für teuer Geld an meinem Bus gemacht, und ich habe bis heute noch nicht wieder alle dadurch begünstigten Schäden im Griff. Bitumen ist wie ein weicher Lack, an punktförmigen Defekten und Kanten hat es keine Schutzwirkung und wird großflächig unterrostet und fällt dann irgendwann in großen Fladen ab. Bis dahin verschleiert es den sich anbahnenden Schaden und danach ist die Hälfte vom Blech weg.
Nun noch zu deiner Frage:
Moaddin hat geschrieben:Wenn man nach dem abschleifen am Blech sehen kann wie der Rost an der Oberfläche rein gefressen ist (also eine Struktur feststellen kann), muss man das rausschneiden obwohl kein Loch drinnen ist und es glänzt oder kann man das dann wieder lackieren?
Nach dem Abschleifen wirst du Rostlöcher sehen, darum perforiertes Blech, weil der Rost kleine Löcher frisst, und darum wieder von außen blankes Metall, das aber von innen oder außen bereits dünn gerostet ist. Diesen Bereich muss man dann mit einer kräftigen Aale "ertasten" oder "erschlagen" wie es der Prüfer gemacht hat. Mit der Aale hinterlässt man allerdings statt der quadratzentimeter großen Lackschäden nur minimale Punkte, die sich leicht ausbessern lassen und merkt genau so gut, ab wo das Blech wieder tragfähig ist. Das hätte der Prüfer besser machen können. Er dachte wohl, dass eh alles Schrott ist, auch, weil von innen die "Geheimniskrämerei" in Form von Verschmieren mit Bitumen erfolgt ist, normal eher eine Verzweiflungstat, die jeden Prüfer argwöhnisch macht.
Alles was dünn gerostet ist, also die Stellen mit "Struktur" und solche, die sich mit der Aale eindrücken lassen, muss ausgeschnitten werden. Auch, wenn es außen so schön blank ist dass man es lackieren könnte. Aber man kann daran halt nichts anschweißen. Bei jedem Versuch würde man größere Löcher brennen und hätte letztlich mehr Arbeit, als wenn man gleich weit genug ausschneidet. Man sollte einige cm größer ausschneiden, als das Material geschwächt ist, dann ist man relativ auf der sicheren Seite. Außerdem sollte man möglichst einfache Geometrien ausschneiden, um die Blechanfertigung zu vereinfachen und die nötigen Nahtlängen beim Schweißen zu minimieren. Nach alldem muss natürlich alles gut von innen und außen versiegelt werden, damit man lange Freude am neuen Blech hat.
In der Werkstatt ist das ziemlich teuer, weil dabei Stunden um Stunden draufgehen. Es gibt Leute, die fahren mit ihrem Bus dann sogar in ein Land mit niedrigeren Löhnen und lassen die Reparatur dort machen. Wohl dem, der Schweißen kann und Zeit dafür hat...
Gruß,
Tiemo